Samstag, 17. Februar 2018
Alleine mit dem Rucksack unterwegs
Ich dachte, dass ich mal ein kleines Fazit zu dem ganzen Trip mache, wobei ich weniger auf Neuseeland als auf die Sache an und für sich eingehen werde, da es für mich schon eine recht große Sache war, zum ersten Mal komplett alleine unterwegs zu sein und 'backpacken' auszuprobieren. Außerdem hat man glaub ich schon ganz gut verstanden, dass ich mich noch mehr in das Land und die Leute verliebt habe und total dankbar bin, dass ich das machen konnte.



Die Reise ist jetzt schon fast einen ganzen Monat her, ich bin wieder zurück in der Realität angekommen, in der man arbeiten muss und nicht jeden Tag tolle Sachen sieht und neue Leute kennenlernt, sondern das ganze aufs Wochenende verschieben muss und ich konnte das ganze reflektieren.

Ich muss sagen, dass es für mich einfach die beste Entscheidung überhaupt war, über meinen Schatten zu springen und mich ohne einen 'Travelbuddy' und meinem Backpack auf den Weg zu machen.

Am Anfang hatte ich tatsächlich ein bisschen Angst davor und dachte, dass ich eher jemand bin, der mit Freunden zusammen reist, aber da ich diese ganze Sache mit Neuseeland ja auch mache, um an mir zu wachsen und neues auszuprobieren, hab ich dann irgendwann ganz spontan entschieden, das Ganze alleine durchzuziehen und bin so glücklich damit.

Nicht nur, dass man komplette Freiheit hat, in dem was und wie man etwas machen will und man mal richtig Zeit hat, sich mit den Sehenswürdigkeiten, der Natur und am wichtigsten sich selbst mal richtig auseinander setzen kann, sondern auch, dass man so unfassbar viele verschiedene und interessante Menschen kennenlernt. Obwohl ich alleine gereist bin, hatte ich so viel mit Leuten, wie schon lange nicht mehr. Und wenn ich dann mal keine Lust hatte, mich mit wem zu unterhalten und ein Hörbuch hören wollte, hab ich mich halt einfach zurück gezogen und niemand hat sich beschwert, da mich eh niemand kannte.
Ich hab es schon mehrfach erwähnt, aber es ist echt verrückt wie viel man mit Fremden reden kann und wie schnell die Gespräche auch tiefgründig und ernst werden. Ich hab mit bestimmt zehn verschiedenen Menschen aus allen möglichen Ländern über die politische Situation in dem Land geredet. Ich hab kleine Einblicke in unterschiedliche Kulturen bekommen und ich hab gemerkt, wie offen und ehrlich man mit einander reden kann, wenn keiner was zu verlieren hat.
Alle saßen irgendwie in einem Boot in den Hostels, weil alle jemanden zum reden wollte und so haben sich ganz ungewöhnliche Gruppierungen zum Teil gemischt und jeder konnte sich dann noch dazu setzen.
Tatsächlich habe ich sogar Leute kennengelernt, mit denen ich in Kontakt bleiben möchte und mich vermutlich nochmal treffen werde.

Man muss einfach keine Kompromisse eingehen, weil man selbst bestimmt, was man wann sehen will.

Da ich vorher nicht wusste, dass ich sowas machen werde, habe ich keinen richtigen Backpacker-Rucksack mit und musste somit mit dem Tages Rucksack auskommen, was ich erstaunlich gut hinbekommen habe. Für mehr als zwei Wochen müsste auf jeden Fall etwas Größeres mit aber das war ja bei mir nicht der Fall. Ich glaube ich war noch nie so 'Touri-mäßig' unterwegs, aber wenn man halt nur begrenzt Platz hat, packt man lieber die praktischen Sachen ein, die man dann auch zum Wandern anziehen kann.

Die Sicherheit war natürlich auch eine Sache, die mich vorher beschäftigt hat. Was das angeht, hatte ich glaube ich total Glück mit Neuseeland. In anderen Ländern muss man deutlich mehr auf der Hut sein und überlegt sich vielleicht zweimal, ob man als Mädchen alleine rum reisen will. Hier war das aber gar kein Problem. Jeder hat sich einfach um sein eigenes Zeug gekümmert und so lange man sein Essen beschriftet, muss man nicht all zu viel Angst um seine Sachen haben. Natürlich bin ich jetzt nicht ohne Vorsicht losgegangen und habe meine Wertsachen unbeaufsichtigt irgendwo stehen lassen, aber ich hatte auch nicht das Gefühl, als müsste ich alles doppelt und dreifach an mich binden. Mich hat auch niemand anders behandelt, weil ich ein Mädchen war. Ich hatte eher das Gefühl, dass das Geschlecht großteils einfach egal war, was sehr erfrischend war.

Der Bus als Fortbewegungsmittel um von A nach B zu kommen, war – was für mich das wichtigste war – einfach das günstigste. Um alleine ein Auto zu mieten und dann den ganzen Sprit zu bezahlen,
muss man schon ordentlich in den Geldbeutel greifen. Mir ist tatsächlich auch nicht so schlecht geworden, wie gedacht und nachdem ich dann Hörbücher für mich wiederentdeckt hatte, waren die Fahrten auch auszuhalten. Ich war natürlich deutlich mehr auf den Straßen, als wenn ich Auto gefahren wäre, weil der Bus halt manchmal deutliche Umwege gefahren ist, aber wie gesagt: Es ist einfach günstiger. Das Einzige, was echt nicht so schon war, war, dass man nicht so flexibel ist. Ich hätte mit Sicherheit mehr sehen können, wenn ich noch mal eben da und da hätte hinfahren können, aber ich glaube, dass das auf der Südinsel extremer ist, weil dort einfach noch weniger Zivilisation ist.

Eine Sache, die natürlich nicht ganz optimal ist, ist dass man nicht seine persönlichen Fotografen aka Freunde mit hat und somit Selfies machen, Fotos mit dem Selbstauslöser knipsen oder jemanden fragen muss.

Als letztes noch das Essen: Ich muss sagen, dass das Essen tatsächlich das war, woran ich am meisten gespart habe, nicht dass ich zu wenig gegessen habe, aber ich hatte halt wirklich eine sehr sparsame Vielfalt und so kommt es dann auch schon mal vor, dass man trockene Nudeln oder Toast ohne alles isst. Mich persönlich hat das jetzt nicht so gestört, da ich wusste, dass ich mit allem, was ich spare mehr coole Sachen machen und Erfahrungen sammeln kann.

Zusammenfassend kann ich also nur sagen, dass ich unfassbar froh, glücklich und stolz bin, es ausprobiert zu haben und ich werde mir mit Sicherheit einen richtigen 'Backpacker-Rucksack' zu legen um in naher oder vermutlich eher ferner Zukunft nochmal alleine zu reisen und dann hoffentlich für mehr als zwei Wochen. Man kann auf jeden Fall total viel entdecken und erkunden und kriegt sowas von Lust mehr zu reisen und würde am liebsten nur noch unterwegs sein.
Auch wenn ich hier jetzt so viel über das alleine Reisen geschwärmt habe, geht glaube ich einfach nichts über Urlaub mit den richtigen Leuten und Freunden, weil man dann im besten Fall trotzdem keine Kompromisse eingehen muss und gemeinsam alles erleben und erkunden kann. Ich hoffe, dass ich später eine gesunde Mischung aus beidem finde.

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