Sonntag, 5. November 2017
Mein Gang durch „Rudderstone“ - Der Übergang vom Alten ins Neue
Drei Tage – Drei Wetterlagen

Do 02/11/17 – Sonne

Mein erster kompletter Tag in Lower Hutt und das Wetter war großartig. Als ich gegen 12 Uhr die Gardinen aufzog, strahlte mir direkt die Sonne ins Gesicht und ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Es war zwar windig, da das in Wellington immer so ist – Neuseeland ist immerhin eine Insel –,doch das störte mich nicht, weil ich eine leichte Brise immer recht nett finde, damit ich keine Kopfschmerzen bekomme.
Der Tag war mein Eingewöhnungstag. Rob (mein Gastvater) hatte sich freigenommen, um auf den kleinen aufzupassen, damit ich in Ruhe ausschlafen – was ich ordentlich getan habe – und dann langsam Artemis kennen lernen kann. Und das tat ich dann auch.
Nach meinem sehr späten Frühstück hab ich mich zu Rob und Artemis gesetzt und ein wenig geredet. Nach dem Mittagessen sind wir dann raus gegangen, da die beiden das Auto waschen wollten. Artemis ist dann aber schnell zu seinen heißgeliebten Trucks gegangen, um diese zu putzen. Ich hab den beiden nur zugeschaut, damit Artemis sich an meine Anwesenheit gewöhnt, was ziemlich gut geklappt hat, denn nach einer guten Stunde haben wir dann auch schon zusammen Fußball gespielt und als ich einmal kurz rein gegangen bin, um was zu trinken, hat er direkt nach mir gefragt und dabei schon meinen Namen genannt. Das war ein ziemlicher Erfolg.
Irgendwann ist dann auch Michelle wieder gekommen und ich beschloss meinen ersten kleinen Ausflug zu machen.
Zum Hutt River, welcher Lower und Upper Hutt von einander trennt.



Der Weg dorthin schien laut Google Maps recht einfach – geradeaus und dann rechts und dann wieder geradeaus, bis der Fluss kommt –, weshalb ich ihn selbst mir ohne Karte zu traute. Auf dem Weg schaute ich mir die Naenae Shops und die Bibliothek direkt um die Ecke an und kam auch am riesigen Park mit Minigolfanlage vorbei.
Ich war prinzipiell komplett verwirrt in welche Richtung ich zuerst gucken musste, um die Straße zu überqueren, aber ich habe es geschafft nicht überfahren zu werden, weshalb ich froh und munter und mit Musik in meinen Ohren am Hutt River ankam.



Ich schoss ein paar Bilder und verbesserte meine Selfie Fähigkeiten – ich werde noch ein Selfieprofi. Der Fluss war halt ein Fluss, aber trotzdem wunderschön und ich hatte Aussicht auf die umliegende Landschaft.



Als ich mich dann an den Rand setzte und alles auf mich wirken ließ, wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass ich komplett alleine war. Klar, ich habe meine Gastfamilie, mit der ich mich wirklich super verstehe, aber ich bin doch irgendwie komplett auf mich alleine gestellt. Auf meiner Reise hier her, hatte ich die ganze Zeit Leute um mich herum und auch in den ersten Stunden, waren die Pearsons die ganze Zeit um bei mir, weshalb ich nicht wirklich Zeit hatte, mich mit der Thematik auseinanderzusetzen.
Und da saß ich nun. Alleine. Am Ufer vom Hutt River. Und die Emotionen prasselten auf mich ein.
Glück, dass ich die nächsten Monate in so einer schönen Umgebung leben kann.
Trauer, dass meine Familie und meine Freunde nicht bei mir waren.
Angst, dass ich die falsche Entscheidung getroffen hatte.

Und dann fing ironischer – oder kitschiger – Weise das Lied „Home“ von Sunrise Avenue
an. Ihr könnt euch ja mal den Text und die Übersetzung davon angucken, aber der wichtigste Satz für mich war in dem Moment:

„Home is where ever I am When I feel you with me“ - Zuhause ist wo auch immer ich bin, wenn ich dich/euch bei mir fühle

Und dann ging es mir wieder gut. Ich weiß, dass ich euch habe und dass ich mich an euch wenden kann. Selbst wenn die 12 Stunden Zeitverschiebung und die Erdkugel zwischen uns liegen. Und dann war ich umso dankbarer für die Chance, eine so große und coole Reise machen zu können.



Danach bin ich wieder nach Hause und dann mit meiner Gastfamilie Essen gegangen und schon war der erste richtige Tag um.

Fr 03/11/17 – Regen

Der Tag war weder so emotional oder kitschig noch so ereignisreich wie der vorherige. Eigentlich schreibe ich nur über ihn, damit das mit den Wetterlagen klar wird.



Er fing damit an, dass ich aufgestanden bin, mit Michelle und Artemis gefrühstückt habe und dann wieder in mein Zimmer gegangen bin, weil die beiden Termine hatten. Ich hab dann einen Film geguckt und als die beiden zurück waren, ein bisschen mit Artemis gespielt.
Irgendwann nachmittags sind wir dann nach Lower Hutt City gefahren um mir eine neue SIM Karte zu holen und ein paar Sachen für Michelle zu erledigen.
Danach ging es auch schon wieder nach Hause, wo Rob gekocht hatte. Nach dem Essen hab ich dann nochmal ein wenig mit Artemis gespielt und bin dann recht früh ins Bett gegangen.
Aufregend! Ich weiß!

Sa 04/11/17 – Wind

Wohl der aufregendste Tag. Also noch mehr Text. Sorry…

Der Tag fing damit an, dass ich gefrühstückt habe (was ein Wunder) und dann das erste Mal auf Artemis alleine aufgepasst habe. Da wir vermutet haben, dass er weinen wird, haben wir seine Lieblingssendung angemacht, bevor Rob fahren wollte, damit Artemis abgelenkt war. Das hat auch ziemlich gut geklappt und so gab es keine Tränen.
Als wir dann nur zu zweit waren, haben Artemis und ich geknetet, gemalt, Zug gespielt und gelesen. Alles hat super geklappt und als er einmal nach Mommy and Dadda gefragt hat und ich ihm erklärt habe, dass sie arbeiten sind, war auch das in Ordnung und wir sind gut zurecht gekommen.
Rob war sehr glücklich darüber, als er nach Hause gekommen ist und dann hatte ich frei.
Ich hatte als meinen ersten Trip geplant, die Stadt Wellington zu besichten. Also hab ich mich gegen Mittag auf den Weg zum Zug gemacht und bin nach Wellington gefahren.
Der Weg dorthin, geht an der Küste entlang, weshalb man dann doch gerne mit dem Zug fährt.
Angekommen in Wellington hab ich direkt die Schilder zum Stadion gesehen und da ich davon ausgegangen bin, dass es sich um das Rugby Stadion handelt, hab ich mir gedacht, dass ein Abstecher nicht schaden würde.


Wie gesagt, ich werde Selfie Profie!

Eigentlich konnte ich nicht sonderlich viel sehen, da das Stadion geschlossen war, doch da ich zu einem Rugby Spiel gehen möchte, war ich ziemlich aufgeregt und hab mich über Spiel Daten informiert. Noch immer war ich im Glauben, dass es sich um Rugby Spiele handelt. Ihr könnt euch schon vorstellen, dass das noch nicht das Ende ist, aber darauf kommen wir später zurück.

Danach bin ich dann zum berühmten Cable Car Wellingtons gegangen.



Dieses fördert einen für wenig Geld einen Berg hoch, an dessen „Gipfel“ der Eingang zum Botanischen Garten und das Cable Car Museum ist. Auf ein Museum hatte ich natürlich mal wieder nicht so richtig Lust, weshalb ich lieber den großen Rundgang durch den Botanischen Garten gegangen bin. Dieser ist wirklich sehr sehr schön und nur zu empfehlen. Es gibt viele nationale Bäume und Tiere. Ich hab leider nur bekannte Tiere gesehen, aber viele andere gehört. Es gibt auch ganz viele verschiedene Blumengärten, mit wunderschönen unterschiedlichen Blumen und Pflanzen, welche ich mir auch gerne angeschaut habe.



Mein absolutes Highlight fürs Auge war allerdings der Ententeich mit einem kleinen Pavilion:



Die Enten schwimmen glücklich im Teich herum und bis auf das Vogelgeschwitzer ist es unfassbar ruhig. Die Atmosphäre hat etwas tröstendes an sich und alles wirkt sehr friedlich. Man würde nie denken, dass nur 25 Meter weiter eine viel befahrene Hauptstraße ist. Ich hab mich dort für ein paar Minuten hingesetzt und einfach nur betrachtet, was beeindruckend war.

Danach bin ich weiter gegangen und zu dem Grund für den Titel des Beitrags gekommen:

Ruddderstone: Ein circa 7x4x0,5 Meter großer, blauer Quader mit einem Tor in der Mitte, welcher mitten im Wald steht.
Nebenbei steht ein Schild, auf dem steht:
„Durch Rudderstone zu gehen bereitet den Körper metaphorisch darauf vor, in der neuen Welt, in der wir leben, die Herausforderungen zu bewältigen, welche sie mit sich bringt. - Der Übergang vom Alten ins Neue.“



Mehr muss ich dazu glaube ich nicht sagen.

Danach hab ich mich natürlich erst einmal verlaufen und hab deutlich länger zum Cable Car gebraucht als nötig. Aber als ich dann wieder unten war, hab ich mich auf den Weg zur Cuba Street gemacht, die wohl bekannteste Straße Wellingtons. Sie ist durchlebt von kreativen Läden, Restaurants und Staßenmusikern. Generell fällt sie im Gegensatz zu den anderen großen Straßen der Stadt auf, da dort Bäume gepflanzt sind, und es deutlich voller ist, was aber auch nicht besonders schwer ist.



Ich bin dort in unterschiedliche Läden und danach einfach planlos durch Wellington gegangen, um am Ende wieder in der Cuba Street auszukommen. Generell muss ich leider sagen, dass für mich der Funke Wellingtons noch nicht so ganz übergesprungen ist. Vielleicht wird das noch, oder ich muss einfach mehr die Umgebung bereisen.

Da an dem Abend die Sky Show am Hafen sein sollte, hab ich mich dann auch auf den Weg gemacht und wurde zwischenzeitlich, ich übertreibe nicht, 1000 Mal von der Straße gefegt, da der Wind sehr, sehr stark war. Am Hafen hab ich mir was zu essen geholt, wobei ich auf meinen LANY Pulli angesprochen wurde (Yey) und dann hab ich mich hingesetzt, da ich ziemlich kaputt war.
Da der Wind so stark war und mir demnach recht kalt, hat man nur noch wenig von meinem Gesicht gesehen.



Ich hab mir die Leute alle angeguckt und mich auch dabei wieder sehr alleine gefühlt, da sich langsam die Leute für das Feuerwerk zusammen fanden. Natürlich hatte jeder jemanden, mit dem er zusammen da war und ich saß alleine auf einem Stuhl und meine Finger froren ab, weshalb ich mein Handy rausnahm und mich damit beschäftigte. Und da hab dann auch ich endlicj mal gecheckt, dass das Stadion an dem ich war, genau nichts mit Rugby zu tun hatte, sondern mit Fußball, worin die Neuseeländer nicht so gut sein sollen. Toll. Die ganze Aufregung vom Anfang komplett umsonst!
Irgendwann kam dann der Vollmond zum Vorschein, welcher zur Idylle des Abends beitrug.



Irgendwann war es dann fast soweit und ich machte mich auch auf den Weg näher zum Hafen. Nachdem ich mich in die Menschenmenge gemischt hatte, habe ich versucht mich mit ein wenig Tanzen warm zu halten, was genau nichts gebracht hat. Ein paar Idioten haben schon angefangen vorher Raketen loszuschicken, doch das hat niemanden gestört.
Und dann ging das richtige Feuerwerk los. Kinder haben angefangen glücklich zu schreien. Leute haben sich umarmt. Alle waren fasziniert von den Farben am Himmel über dem Meer. Und plötzlich waren alle eingefrorenen Hände vergessen und ich hab einfach nur das Lichtspiel vor meinen Augen genossen.



Danach kam dann allerdings die Kälte wieder und ich bekam Panik, dass ich meinen Zug zurück nicht bekommen würde. Da aber auch alle anderen Zum Bahnhof wollten, bin ich einfach der Menschenmasse gefolgt und wie eine Schulklasse im Gänsemarsch, sind wir alle zusammen über Rote Ampeln gegangen und sind dann angekommen.
Und so hat auch mein erster richtiger Ausflug ein Ende genommen und ich war gegen 10 Uhr komplett müde wieder zu Hause.

Mal gucken wie der Übergang vom Alten ins Neue für mich weiter geht.

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